Ernst Herbeck

9.10.1920 – 11.9.1991

Herbeck ist der bekannteste Dichter unter den Gugginger Künstler*innen. Mit einer Sprechbehinderung geboren – selber nannte er es seinen „disqualifizierten Mund“ –, fand Herbeck seine Stimme in der Schrift. Herbeck schrieb und zeichnete Zeit seines Lebens allerdings nur auf Aufforderung. Sein erster Text, das Gedicht Der Morgen, der Anfang der 1960er-Jahre entstand, wurde später zu einem der am häufigsten zitierten Texte Ernst Herbecks. Von 1960 bis zu Herbecks Tod im Jahr 1991 entstand auf diese Weise ein eigenwilliges und vielseitiges sprachkünstlerisches Werk, das seinen Platz in der Literatur des 20. Jahrhunderts gefunden hat. Die entstandenen Texte wurden gesammelt und veröffentlicht, anfangs unter dem vom Autor selbst gewählten Pseudonym „Alexander“ – wie auch schon sein erster publizierter Text von 1966. Unter Herbecks eigenem Namen erschienen dann unter anderem folgende Bücher: Alexanders poetische Texte (1977), Bebende Herzen im Leibe der Hunde (1979, mit Zeichnungen von Oswald Tschirtner), Alexander (1982), Im Herbst da reiht der Feenwind (1992); zuletzt erschien der Auswahlband Ernst Herbeck: Der Hase!!!! (2013 und 2022). Ernst Herbecks Poesie hat besonders unter Autor* innen und Künstler*innen viele Bewunderer*innen und Fürsprecher*innen gefunden, etwa W.G. Sebald, Gerhard Roth, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Heinar Kipphardt und André Heller. Die Lebensgeschichte des Autors und sein poetisches Werk wurden so auch mehrfach zum Gegenstand künstlerischer, literarischer und dramatischer Bearbeitungen. Neben dem schriftstellerischen Werk gibt es auch Zeichnungen von Ernst Herbeck. Die meist postkartengroßen Blätter mit Darstellungen von diversen Gegenständen oder Tieren entstanden vorwiegend in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre, der ebenfalls auch poetisch sehr produktiven Phase.

Ernst Herbeck wurde am 9.10.1920 in Stockerau geboren. Nach der Hauptschule besuchte er die erste Klasse der Handelsschule, anschließend arbeitete er in einer Spedition und war Hilfsarbeiter in einer Munitionsfabrik. Im September 1944 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und im April 1945 als untauglich entlassen. 1946 erfolgte die Einweisung in die damalige „Heil- und Pflegeanstalt Gugging“. 1978 wurde Ernst Herbeck als Mitglied in die Grazer Autorenversammlung aufgenommen und 1981 konnte mit Berufung auf die Anerkennung seiner literarischen Tätigkeit seine Entmündigung aufgehoben werden. 1981 zog Herbeck auch in das „Haus der Künstler“, wo er bis zu seinem Tod 1991 lebte.

Ernst Herbeck, Ein Hase, 1973, Bleistift, Farbstifte auf Papier, Werk / Foto: Privatstiftung – Künstler aus Gugging
Ernst Herbeck, Ein Hase, 1973, Bleistift, Farbstifte auf Papier © Werk/Work, Foto/Photo: Privatstiftung – Künstler aus Gugging / Private Foundation – Artists from Gugging

Gedicht: Der Morgen

Im Herbst da reiht der
Feenwind
da sich im Schnee die
Mähnen treffen.
Amseln pfeifen heer
im Wind und fressen.

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