Johann Fischer

05.10.1919 – 23.09.2008

 

Die Anfänge des künstlerischen Werdegangs von Johann Fischer sind unmittelbar mit seinem Einzug in das heutige „Haus der Künstler“ im Jahr 1982 verbunden. Dort begann er nach kurzer Zeit, angeregt von den Menschen in seiner Umgebung, die sich auf vielfältige Weise kreativ betätigten, selbst zu Stift und Papier zu greifen. Zunächst verwendete er ausschließlich Bleistift und schwarzen Farbstift. Ab 1984 setzte er dann auch diverse Farbstifte ein, vor allem in warmen Gelb- und Brauntönen, und er steigerte sich im Lauf der Jahre zu komplex verwobenen, farbenprächtigen Werken. Waren es anfangs nur Zeichnungen mit Tieren und mit Menschen in bestimmten Berufen, so ergänzte er das Abgebildete im Laufe der Zeit durch Schrift und Text. Die Textpassagen mit seiner kalligrafischen Schrift auf von ihm selbst gezogenen Linien wurden immer wieder nummeriert, wodurch er eine Leserichtung festlegte. Diese mittelgroßen Blätter, die er seit dem Ende der 1980er-Jahre anfertigte, verfügen über eine unglaubliche Intensität und Dichte. Die Themenbereiche sind hier um einiges vielfältiger: Familie, Krankheit, Landwirtschaft, Geräte, Katholizismus und vor allem Österreich finden sich hier wieder. Johann Fischer war politisch – er schrieb häufig als Patriot über Österreich, sein „souveränes“ Österreich. Er lobte jedoch nicht nur, sondern kritisierte auch: Er wollte Missstände aufzeigen und nutzte die Zeichnung auch als Plattform, um seinen Unmut kundzutun.

Johann Fischer wurde am 5. Oktober 1919 als drittes von sieben Kindern in Eggendorf am Wagram geboren, nur wenige Kilometer vom heutigen Maria Gugging entfernt. Seine Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft mit Weinbau. Er besuchte die Volksschule und absolvierte eine Lehre als Bäcker bis zur Meisterprüfung. 1940 wurde Fischer zur deutschen Wehrmacht eingezogen und geriet dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Ein Jahr nach Kriegsende kehrte Fischer auf den elterlichen Hof zurück und übernahm diesen schließlich. Fortan führte er ein Leben als Weinbauer und trug den Wunsch in sich, zu heiraten und eine Familie zu gründen. 1957 begab er sich erstmals in psychiatrische Behandlung, 1961 wurde Fischer dauerhaft Patient in der damaligen „Heil- und Pflegeanstalt Gugging“ und 1982 schließlich Teil der Gruppe der Gugginger Künstler*innen. Fischer verstarb am 23. September 2008 im Alter von 88 Jahren.

Johann Fischer, Dachdecker Arbeiten, 1998, Bleistift, Farbstifte auf Papier, Sammlung Helmut Zambo, Werk/ Foto: Privatstiftung – Künstler aus Gugging
Johann Fischer, Dachdecker Arbeiten,1998, Bleistift, Farbstifte auf Papier © Sammlung / Collection Helmut Zambo, Werk/Work, Foto/Photo: Privatstiftung – Künstler aus Gugging / Private Foundation – Artists from Gugging
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